Aspartam Teil 2
Aspartam läuft unter der E-Nummer E951 bzw. unter der Bezeichnung N-(L-α-Aspartyl)-L-phenylalanin-methylester.
Wer in Chemie aufgepasst hat, der weiß, dass Ester normalerweise entstehen, wenn eine Säure mit einem Alkohol (oder Phenol) reagiert und dabei Wasser als Nebenprodukt entsteht. Viele natürliche Geschmacksrichtungen basieren auf Estern.
So gibt es zum Beispiel die Fruchtester, welche natürlich in Früchten vorkommen und dafür sorgen, dass die Früchte auch so schmecken wie sie schmecken.
Andere wichtige Ester sind Triglyceride und verschiedene Kombinationen von Fettsäuren, die der Körper braucht um richtig zu funktionieren.
Und obwohl Aspartam eine künstlich hergestellte Chemikalie ist, befindet es sich als Ester in gesunder Gesellschaft. Nitroglycerin ist übrigens auch ein Ester!
Das passiert mit Aspartam in meinem Körper?
Das ist die wirklich wichtige und interessante Frage, wenn man Aspartam verstehen will. Aspartam hat drei wesentliche Bestandteile, die im Körper zu drei Produkten verarbeitet werden:
L-Asparaginsäure,
L-Phenylalanin und
Phenol-Gruppe (wird zu Methanol)
Asparaginsäure:
Asparaginsäure ist die häufigste Aminosäure in der menschlichen Nahrung. Nebenbei bemerkt rate ich nicht zu Supplements, die speziell die Vorteile von Asparaginsäure bewerben. Das liegt daran, dass wir Asparaginsäure täglich in ausreichenden Mengen mit unserer Nahrung zu uns nehmen.
Asparaginsäure kommt vor allem in Spargel vor, dessen lateinische Bezeichnung Asparagus auch zum Namen dieser Aminosäure führte. Außerdem ist sie in Fleisch und vielen anderen Lebensmitteln zu finden, die wir täglich essen.
Phenylalanin:
Phenylalanin ist eine essentielle Aminosäure. Es ist eine der 21 Säuren aus denen unsere DNA besteht. Zudem nehmen wir Phenylalanin auch mit unserer Nahrung auf. Es ist sogar der Ausgangsstoff für wichtige Hormone in unserem Körper, wie zum Beispiel Dopamin, Tyrosin, Adrenalin (Epinephrin) und Noradrenalin (Norepinephrin).
Phenylalanin ist für uns Menschen sogar lebenswichtig, da es eine Rolle in wichtigen Körperfunktionen hat. Einige Menschen leiden jedoch an einer Stoffwechselstörung, die sich Phenylketonurie nennt. Diese Menschen sind nicht in der Lage Phenylalanin zu verdauen. Somit sammelt sich der Stoff im menschlichen Körper und kann zu Hirnfehlfunktion führen.
Die Krankheit wird meist jedoch gleich nach der Geburt festgestellt. Die Häufigkeit innerhalb von Bevölkerungen ist unterschiedlich. In der Türkei ist eine von 2.600 Personen betroffen, in Japan nur eine von 120.000 Personen. Dies bedeutet, dass in Deutschland ca. 660 bis 30,000 Menschen Probleme mit Phenylalanin haben könnten. Für die restlichen 82 Millionen sollte es kein Problem darstellen und wenn man sowieso Fleisch aus der Nahrung aufnimmt, dann nimmt man mehr Phenylalanin zu sich als eine Dose Coca Cola Zero® überhaupt enthält.
Methanol:
Methanol ist das Problemkind unter den Dreien. Es ist das Nebenprodukt, was auch beim Brennen von trinkbaren Alkohol entsteht. Wir filtern es dabei jedoch heraus, da es ab einer gewissen Menge zu Blindheit oder zum Tod führen kann. Es wird vom menschlichen Körper zunächst in Formaldehyd und daraus dann in Ameisensäure umgewandelt.
Ameisensäure wollen wir unter keinen Umständen in unserem Körper haben. Deshalb kann Methanol in bestimmten Mengen tödlich sein. Wie viel Methanol wir brauchen um geschädigt zu werden ist hier die wichtige Frage. Methanol ist ein Nebenprodukt in vielen Lebensmitteln, die wir täglich zu uns nehmen (zum Beispiel Früchte) und auch im trinkbaren Alkohol ist ein kleiner prozentualer Anteil an Methanol enthalten.
Zum Glück hat unser Körper Enzyme (Alkoholdehydrogenasen), die kleine Mengen an Methanol und Ameisensäure verarbeiten können. Der menschliche Körper ist ein echter Profi im Entgiften. Denn sonst wären wir schon lange ausgestorben. Laut Wikipedia liegt die tödliche Dosis bei 1 g pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Aber auch 0,1 g pro Kilogramm Körpergewicht können schon gefährlich sein.
Schädlich oder nicht ??
Wenn man den Aspartamgehalt von einigen Lebensmitteln betrachtet, dann sehen wir, dass eine Dose Coca Cola Light® ca. 131 mg Aspartam enthält. Asparaginsäure und Phenylalanin lassen wir außen vor, da wir mit einer Packung Milch mehr von den Sachen aufnehmen würden als von einer Dose Cola.
Also bleibt nur Methanol übrig, welches vom Körper zu Ameisensäure umgewandelt wird. Um zu überprüfen ob beim Einnehmen von Aspartam Ameisensäure ins Blut kommt kann man die Blutwerte messen.
Genau das wurde auch in einer Studie gemacht , in der Leute täglich Aspartam in Pulverform bekommen haben. Dabei haben hat man ihnen Aspartam in Mengen gegeben, die 10 Litern Cola Light entsprechen würden. Es wurde jedoch keine Ameisensäure im Blut entdeckt. Die allgemeine Schlussfolgerung, die aus der Wissenschaft herausgeht ist, dass Aspartam für den menschlichen Verzehr sicher ist.
Die Neubewertung durch die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und auch die UK Food Standards Agency (FSA) haben im Dezember 2013 ihre offizielle Haltung gegenüber Aspartam öffentlich gemacht.
Um schlussendlich zum Ergebnis zu kommen hat die EFSA [ehem. Scientific Committee on Food (SCF)] in den letzten 25 Jahren mehr als 500 wissenschaftliche Veröffentlichungen durchgearbeitet. Das Resultat: Aspartam und seine Abbauprodukte wurden für den menschlichen Verzehr als sicher und geeignet eingestuft.
Es wurde ein Grenzwert von bis zu 40 mg/kg Körpergewicht als sichere Dosierung für einen erwachsenen Mann festgelegt. Daraus ergibt sich, dass man bei 90 kg Körpergewicht 3600 mg Aspartam zu sich nehmen dürfte. Wenn man annimmt, dass eine Dose mit Aspartam gesüßte Diätlimonade ca. 131 mg Aspartam enthält, so sind das 27 Dosen, bzw. 9 Liter, die man trinken darf um unter der Empfehlung zu bleiben.
In einem aktuellen Datenblatt zu Aspartam rät die EFSA jedoch dazu, bei einer Schwangerschaft den Wert von Phenylalanin im Blut unter 6 mL/dL zu halten. Einer theoretischen Studie zufolge würde sogar eine Person mit 60 kg Körpergewicht unter dem Richtwert für Phenylalanin bleiben wenn sie 12 Dosen aspartamhaltige Limonade pro Stunde trinken würde.
Das gilt für den Fall, dass die Limonade die maximale zugelassene Menge an Aspartam enthält. In Wirklichkeit enthalten die meisten Getränke jedoch einen Mix aus verschiedenen Süßstoffen, sodass die Menge an Aspartam meist deutlich unter der zulässigen Höchstmenge liegt.
Die EFSA hat jede einzelne Studie zu Aspartam überprüft. Seit der Gründung der EFSA im Jahre 2002 hat sie mit Hilfe von unabhängigen Arbeitsgruppen in den Jahren 2006, 2009, 2011 und 2013 die Sicherheit von Aspartam neu bewertet. Dabei war es vollkommen egal, ob die Studien nun gut, schlecht oder pseudowissenschaftlich durchgeführt wurden.
Die Behörde hat ihre Resultate veröffentlicht und hat sowohl Forscher als auch die Öffentlichkeit und jede Interessengemeinschaft dazu eingeladen, ihre Kommentare abzugeben. Nur nachdem jede erdenkliche Seite angehört wurde hat die EFSA ein Gutachten veröffentlicht, welches AUCH von außerhalb kommentiert wurde. Es hat 8 Monate gedauert bis alle Kommentare durchgearbeitet wurden. Dabei war alles transparent und offen.
Das Fazit der Neubewertung von Aspartam ist, dass es laut der EFSA offiziell für den menschlichen Verzehr geeignet ist.
Quelle
** Leon et al. (1989): „Safety of Long-Term Large Doses of Aspartame”. In: Arch Internal Medicine, Bd. 149, 1989, Nr. 10, S. 2318-2324.
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